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Mystisches Myanmar - nach ein paar Tagen in Bangkok geht’s ab in das für uns unbekannte, spannende Myanmar oder wie es früher hiess und von den meisten Einheimischen immer noch genannt wird: Burma!
Wir benötigen ein Visum und ein Ticket mit bestätigtem Rückflug – wobei das mit dem Rückflug hätten wir uns auch sparen können – keiner fragt uns danach. Von Bangkok fliegen wir direkt nach Mandalay. Leider ist es nicht das Mandalay Bay Hotel in Las Vegas (auch wenn ich mir das innerlich gewünscht hätte J), sondern die zweitgrösste Stadt Myanmars.
Wie man so schön sagt: „You have one shot to make your first impression“ und der erste Eindruck ist sehr positiv. Die Leute lächeln bei Ankunft, zeigen ernsthaftes Interesse (und damit mein ich nicht Finanzielles), sondern Offenheit für ausländische Gäste, die Interesse und Neugier für ihr Land mitbringen. Wenn man bedenkt, Myanmar hat die Grenzen für den Tourismus erst im Jahre 2010 wieder geöffnet, da von 1988-2010 eine Militärdiktatur herrschte. Man kann es sich in etwa wie Thailand vor 40 Jahren vorstellen. Der Buddhismus wird hier aus unserer Sicht noch intensiver gelebt als in Thailand. Die Leute sind streng gläubig und geben ihr letztes Geld für sogenannte „Gold leafs“ aus. Dies sind viereckige, ganz dünne Papiere, die tatsächlich aus feinen Goldpartikeln bestehen. Diese werden von Hand auf verschiedene Buddha Statuen geklebt. Wir stellen immer wieder fest, je höher der „Buddhismus Faktor“, je friedlicher, angenehmer, freundlicher und herzlicher die Menschen, die diese Religion leben und die Stimmung im Lande prägen.
Kaum im Bagan King’s Hotel angekommen, reservieren wir für die nächsten drei Tage je eine Tagestour, inkl. Mittagessen, Eintrittsgebühren, eigenem Fahrer und Tourguide für 18 $ pro Person. In Zürich erhält man für diesen Preis einen Gin Tonic im Plastikbecher.
SIE
Was ist nur mit uns los - In Burma werden wir zu richtigen Touris - jeden Tag eine geführte Tour. Aber das ist genau was man hier machen sollte, die Tourguides sind unglaublich gut ausgebildet. Es fühlt sich eher so an wie wenn wir jeden Tag einen neuen Lebensberater an unserer Seite hätten – Buddhismus für Anfänger sozusagen. Ich bin mir sicher, wenn alle Menschen diesen Lifestyle pflegen würden, hätten wir Frieden auf Erden.
Es lohnt sich übrigens nur den Flug nach Myanmar zu buchen und dann vor Ort sozusagen „on the go“ die nächsten Steps zu buchen – man kann nicht viel falsch machen. Das Land ist gut erschlossen, mal nehmen wir den Bus mal ein Boot den Fluss hinunter und einmal wandern wir selbst zum nächsten Dorf. Diejenigen welche alles vorab buchen, zahlen einfach das 5-fache von dem was man vor Ort bezahlt und dies direkt dem lokalen Anbieter, d.h. das Geld fliesst direkt ins Land. Unsere 18 Dollar Tagestour haben unsere Italienischen Freunde aus der gleichen Gruppe mit 120 Euro vorab beim Reisebüro bezahlt. Das grosse Stück Kuchen kassiert das Reisebüro in Europa. Sollte es nicht umgekehrt sein?
„Nur ein Globetrottel bucht bei Globetrotter“ – unser neuer Spruch seit wir mit dem Camper „Fritz“ in Kanada und Alaska unterwegs waren. Eines unserer grössten „Learnings“ auf dieser Reise. IMMER DIREKT BUCHEN. Ah, das hat jetzt gut getan – sorry Reisebüros.
Warum spucken viele Burmesen eigentlich ständig so rotes Zeug auf den Boden? Oft verschwinden sie auch einfach kurz, wenn man sie etwas fragt und tauchen dann lächelnd mit roten Zähnen wieder auf. Am nächste Tag finden wir heraus, dass viele süchtig sind nach Bitternüssen, eingewickelt in grüne Blätter zusammen mit Gewürzen. Den ganzen Tag liegt das Bündel im Mund und verursacht so die roten Lippen und Zähne - sieht aus wie bei Dracula zuhause - whuuaaaa. Belebt anscheinend wie Kaffee und hält den Geist wach. Leider hat das Zeug auch eine Krebs erregende Wirkung und OP`s im Rachen und Mundraum sind keine Seltenheit.
Von Mandalay reisen wir nach 4 Nächten mit dem Boot nach Bagan. Die Aussicht auf die vielen Pagoden, ab und zu ein paar Fischer, leckeres Essen und gute Gespräche mit anderen Reisenden lassen die 12-stündige Fahrt im Nu verfliegen.
Bagan ist sehr staubig, weil wir gerade in der aufkommenden Trockenzeit reisen. Es gibt keine geteerten Strassen, dafür aber ungefähr 2000 gut erhaltene Pagoden aus Ziegelsteinen, eine der grössten archäologischen Stätten Südostasien. Das ist wirklich unglaublich schön zum Ansehen. Bekannt ist Bagan auch von den Bildern mit den Heissluftballons, welche als bunte Punkte über die Pagoden schweben, während die Sonne aufgeht. So schön diese 30 minütige Ballonfahrt auch sein mag – „A TESTA“ (= pro Kopf) kostet die CHF 320.- Stutz. Da lachen sogar die Burmesen nur kopfschüttelnd darüber und können es gar nicht glauben, dass wir Westler (nicht Wrestler) dafür soviel Geld ausgeben. Unser Tourguide hat eine viel bessere Idee und bringt uns zum Sonnenuntergang auf eine verlassende Pagode auf die wir hochklettern dürfen, um von dort „fast“ die gleiche Aussicht zu geniessen.
Zwei Nächte in Bagan sind perfekt und wir reisen diesmal mit einem komfortablen Bus nach Kalaw – ca. 10 stunden holpern wir hupend die kurvigen Strassen entlang. Ich find’s genial zum Schlummern und ER freut sich auf die Ankunft.
Irgendwo hab ich gelesen das Kalaw ein Trekking Ausgangspunkt sei um von dort zum Inle Lake zu wandern. Wir haben nichts vorab gebucht und lassen uns mal überraschen. In unserem 360 Grad Hotel das tatsächlich komplett rund gebaut ist, sind wir neben einer indischen Familie die einzigen Touristen. Kurz an der Reception nachgefragt sitzen wir eine Stunde später mit unserem Tourguide zusammen und besprechen die Route für die nächsten 2 Tage.
Ich habe in Burma nie das Gefühl, dass mir eine Tour verkauft wird – sondern dass ich immer diejenige bin, welche diese Tour unbedingt erleben möchte. Das nenn ich mal ne clevere Verkaufstaktik – die Burmesen haben das irgendwie im Blut – ehrlich, selbstbewusst und neugierig.
Am nächsten Morgen stapfen wir zusammen mit unserem Guide durch Reisfelder, Ingwer- und Bohnen Plantagen. Nach 4 Stunden machen wir halt bei einer Bauernfamilie. Wir ahnen schon, dass uns jetzt das Mittagessen blüht und überlegen uns bereits, wie wir uns da rausreden können – unsere Angst vor Durchfall und Co. ist hoch.
Der erste Hoch-Risiko Drink wird serviert – frisch gestampfte Erdbeeren in Milch – und was nun? Ablehnen wäre ja extrem unhöflich – ausschütten geht nicht, da wir sozusagen in ihrem Schlafzimmer sitzen und unten Kühe umherlaufen – das würde sofort auffallen, wenn die Erdbeer-Matsch auf ihrem Kopf hätten. ER macht sich’s einfach und schiebt mir seinen Drink zu – jetzt hab ich zwei – Danke. Ich probiere mal – vielleicht schmeckt’s ja nicht, dann hab ich wenigstens ne ehrliche Ausrede.
Diese Erdebeer-Matsch-Milch schmeckt genial und ich trinke beide leer – danach folgt eines der besten Reisnudel Gerichte die ich je in meinem Leben gegessen habe „Shan-Nudeln“ mit einer Erdnuss-Tamarinden Sauce – die sind so lecker, dass ich ein paar Tage später extra noch einen Kochkurs belege, um das Gericht in der Schweiz nachkochen zu können. Nach zwei Stunden Pause wandern wir weiter zu den Bergvölkern hoch und übernachten bei einer Familie zuhause. Duschen tut man sich im Freien. Mit einer Schüssel schöpft man das erfrischend kalte Wasser über sich – und geschlafen wird auf ein paar Decken in einer Strohhütte. Zur Sicherheit befestige ich noch das Moskitonetz in einer aufwändigen Konstruktion über uns. Der Hausherr lacht mich aus und meinte nur, dass es keine Moskitos gibt . Ich hab ehrlich gesagt auch mehr an die vielen Spinnen um uns herum gedacht. Die sind aber alle weg, sobald ich das Netz montiert hatte.
Hier oben in den Bergen ist es unglaublich friedlich, die Menschen sind interessiert, wollen uns unterhalten und sind offen um über Politik zu sprechen.
Wir essen wieder unglaublich gut – wie machen die das nur? Auf offenem Feuer 6 verschiedene Gemüse Sorten, Reis, Nudeln und Pommes Frites – ich schaue den Frauen ein bisschen zu und bin beeindruckt von der Organisation.
In der Nacht schleichen sich Kühe und Büffel um unsere Hütte, irgendwann schlafen wir aber ein und erwachen zum Geräusch von Holzkarren, die von Büffeln gezogen werden. Ab und zu trifft man auf ein Touri-Grüppchen. Man fühlt sich aber trotzdem noch wie die ersten Entdecker dieses Volkes und so wandern wir glücklich und zufrieden am nächsten Tag zum Inle Lake.
Lynn unser Tourguide ist inzwischen ein Freund geworden und wir bleiben auf Facebook verbunden. So erfahren wir fast täglich was er gerade so treibt. Die Burmesen sind erstaunlich aktiv auf Facebook und es macht Spass ihre Kringelschrift im Google Translater zu übersetzen.
Wir überlegen lange, ob wir auf dem Inle Lake oder nahe am Inle Lake übernachten sollen – landen dann aber weit weg im wunderbaren Mount Inle Hotel & Resort. Der Inle Lake ist voll von lauten knatternden Booten und den berühmten einbeinigen Ruderer. Einige Schilder weisen bereits darauf hin, dass der Umweltschutz ein Thema ist und sich der See hoffentlich bald wieder erholen kann und zurück zu seinem klaren, blau schimmerndem Wasser findet. Ich bin sicher die Burmesen bekommen das in den Griff.
Zum Abschluss verbringen wir noch ein paar Tage in der Hauptstadt Yangon, werden von Burmesen zum Abendessen eingeladen und verlassen das Land in absoluter Glückseligkeit. Ich würde sofort wieder nach Myanmar fliegen, es gibt noch vieles, was wir nicht gesehen haben. Das Land ist riesig, hat ca. 55 Mio. Einwohner, eine neugewonnene Freiheit, und Menschen die Gier und Eifersucht nicht zu kennen scheinen. Es lebe der Buddhismus!
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Urs (Dienstag, 16 Mai 2017 17:13)
Very nice.
:-) :-) De Cris isch glaub irgendwie e chli aelter worde :-) Du nid Corinne :-) ;-)
I weiss no nid, ob aelter oder eifach riifer... :-) :-)
Geisselers (Dienstag, 16 Mai 2017 21:29)
So guet �� und au tolli Bilder��
Desiree (Mittwoch, 24 Mai 2017 16:11)
Ich möchte Euch mal ein Kompliment aussprechen. Ihr schreibt das echt voll gut und man fühlt sich so, als sei man irgendwie sebst dort!!!
Das ist eine grosse Bereicherung.
Liebe Grüsse
Desi :-)