Caipirinha, Lebensfreude und Samba - Bem-vindo ao Brasil!

Wir landen in Belém - endlich! Ich dachte schon wir kommen nie von diesem Himmel runter. Gebucht hatten wir ein Ticket mit drei Flügen von Miami nach Belém, daraus wurden dann vier mit zusätzlich zwei Stunden über Belém kreisen, in Cayenne auftanken und nochmals zwei Stunden vor Landung rumkreisen. Gemäss Captain waren die Wolken zu dicht. Dieser Trip hat auch nicht gerade dafür gesorgt meine leichte Flugangst zu kurieren - aber hey wir sind gelandet, was will man mehr. Brasil!!!!

 

Von Belém gehts nach einem kurzen Sightseeing Trip in eine ehemalige Hafenanlage mit Restaurants und Geschäften zwei Tage später weiter nach Fortaleza. Dieser Flug bringt mir ebenfalls nicht die erwünschte "Flugangst-Erlösung" - ein Meter über der Landebahn gucken wir alle ziemlich blöd als der Jet durchstartet um nochmals ein bisschen über den Wolken zu kreisen um dann schliesslich zu landen - diesmal anscheinend zuviel Aufwind. Gut kann ich das auch unter "things to experience" abhaken.

In Fortaleza bleiben wir nur eine Nacht um dann ins viel gelobte, abgelegene Wüsten-Dörfchen Jericoacoara für Hippies, Kitesurfer, Aussteiger und solche die einfach gerne Barfusslaufen, abzutauchen. Hier ist alles auf Sand gebaut, sogar meinen Flip Flops wird es wohl langweilig werden. Nach einer holprigen Fahrt durch die Dünen kommen wir an und ziehen erstmal unsere Schuhe aus. Die Landschaft ist unglaublich speziell - Wüste und Dünen, kombiniert  mit Meer und Palmen - wie ist denn das möglich? In Jeri, dass früher mal ein kleines Fischerdörfchen ohne Strom war, hat sich wohl einiges verändert in den letzten 20 Jahren. Motor-Buggies und Pferdekutschen mischen sich und transportieren Gepäck und Touristen umher. Nach Sonnenuntergang sind keine Fahrzeuge mehr erlaubt und das Dörfchen mit seinem grossen Hauptplatz wird durch viele kleine Strassenstände und Musiker erweckt. Ich schlendere gleich mal zur nächsten Massageliege und er zieht sich das Fussballspiel Napoli gegen Real Madrid rein. Seine 3 Bier kosten gleichviel wie meine Massage - das nenn ich gute Kostenteilung. 

Hier lässt sich's wunderbar ein paar Tage verbringen und dass süsse "Nichts Tun" zelebrieren. Kite surfen war uns dann doch etwas zu anstrengend - das muss man ja erstmal lernen und das Meer zeigte sich jetzt auch nicht gerade von seiner schönsten Seite, eher so eine Art grosser, warmer Tümpel. Das lag aber anscheinend an der Jahreszeit - heiss und schwül, dafür weniger Touris und bessere Hotel-Deals - ja alles kann man nicht haben. Aber mir ist diese Version lieber - wenn man sowieso nicht viel tut, dann ist heiss und schwül auch ok - hehe.

 

Zurück in Fortaleza fliegen wir nach Natal um von dort in ein kleines Städtchen namens Pipa, direkt an der Südküste im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Norte. Pipa hat durchschnittlich 28 Grad und 300 Sonnentage - ja liebe Schweiz, das soll dir ruhig peinlich sein!

Hier gefällt's uns noch besser als in Jeri und wir bleiben 4 Tage bei weiterhin süssem "Nichts Tun" und gutem Essen - in Pipa finden wir kleine Gourmet-Tempel zum Preis einer Schweizer Imbissbude - wir (fr)essen uns durch, treffen auf viele tolle Leute und freuen uns besonders auf ein Wiedersehen mit Sebastian & Flávia. 

 

Weiter gehts an den Karneval nach Recife. Am gleichen Morgen stellen wir fest, dass wir unser Hotel in Recife zum falschen Datum gebucht hatten. Man könnte jetzt sagen, gut nach so vielen Buchungen kann einem ja mal ein Fehler passieren, auch wenn man nach dem 4-Augen Prinzip bucht, andererseits ist das auch das einzige was wir so an Arbeitsbelastung haben. Je weniger man tut, desto weniger arbeitet wohl das Hirn. Tatsächlich kriegen wir dann aber gegen den Karneval-Aufpreis wieder alles ins Lot und können spät Abends nach einer langen Busfahrt einchecken. Den Karneval zu finden ist gar nicht so einfach - wir landen erstmals nur in den Vorbereitungen und erfahren, dass wir einen Tag zu früh sind - so sehn wir dafür die vielen, farbigen Häuschen in der Altstadt von Olinda in ganzer Pracht und haben die Strassen fast für uns alleine. Olinda ist seit 1982 UNESCO-Welterbe und eine der ältesten Städte Brasiliens mit barocker Architektur.

Am nächsten Tag teilen wir die Strassen mit 1 Million feiernder Brasilianer und sind froh einen Tag vorher bereits da gewesen zu sein.

Berühmt ist der Karneval in Olinda für die Bonecos de Olinda (Puppen aus Olinda), über zwei Meter große Puppen aus Pappmaché mit einem Schlitz in der Mitte für den Träger zum rausgucken. 

Anscheinend sollte man wegen der Sicherheit und so, nach Sonnenuntergang besser wieder zurück in den anderen Stadtteil und so schleppen wir uns verklebt, verschwitzt und nach SKOL-Bier stinkend, raus aus dem Getümmel und rein in ein tiefgekühltes Taxi. Unser Immunsystem hat aber gelernt und Klimaanlagen, trockene Flugzeugluft und Abgase können uns nichts mehr anhaben "Holz alänge".

 

Next stop ist die zweite Karneval Hochburg von Brasilien - Salvador do Bahia. Wir übernachten wortwörtlich inmitten des Karnevals - auch meine Oropax - die klebrigen aus Wax, welche den ganzen Gehörgang versiegeln - versagen. Das Hotel "Solar Dos Deuxes" ist ein absoluter Traum mit Blick auf die prunkvolle Kirche São Francisco und so ist die Nähe zum Karneval, inmitten der historischen Altstadt Pelhourino, das Getrommel wert.

Mit dem Aufzug "Lacerda Elevator" gelangen wir von der oberen Stadt in den unteren Teil und trotten mit der Menschenmasse Richtung Umzug um die 45 Tonnen Trucks mit den singenden Stars zu begrüssen. Ich hab irgendwo gelesen, dass wenn man an diesem Umzug mitmacht, dessen Seele für dass Jahr gereinigt sei. Bei mir sind es eher die Ohren - die Dezibel Stärke ist so hoch, dass es anfängt zu Pfeifen.  Vielleicht sollte ich in die Hörgerätebranche investieren.

Wir suchen das Weite und lassen uns mit dem Lift wieder zurück in das schöne Altstadt-Nest befördern. Hier gefällt`s uns viel besser -  überall Konzerte mit verschiedenen Musikrichtungen, Umzüge, kleinen Bars und Restaurants und viele Familien mit Kindern, die bis morgens um 3 Uhr als Marienkäfer oder Superman verkleidet rumhüpfen.

Nach einem kurzen Abstecher nach Praia do Forte - ein schicker, kleiner Ferienort und ehemaliges Fischerdörfchen zum gut Essen und rumschlendern, fliegen wir nach Brasilia um von dort direkt nach Goiânia zu reisen und Lily und Bruno zu besuchen. Das Brasilien-Schweiz Ensemble ist vor 2 Jahren hierhin ausgewandert und wir freuen uns für ein paar Tage ein bisschen in ihr Leben einzutauchen. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft, wir haben es sehr genossen bei euch. Es lebe Mr. Fit - Bruno's und Lily's kleines, gesundes Fast Food Bistro, inmitten der Reichen und Schönen von Goiânia!

 

Rio empfängt uns ebenfalls mit perfektem Sonnenschein und wir versuchen so viel wie möglich von dieser lebhaften Stadt zu sehen. Am Strand von Ipanema herrscht eine Dauer Boot-Camp und Crossfit Stimmung - alle sind sich am trimmen - würde uns auch mal wieder gut tun - denken wir uns. Wobei ER versucht's am nächsten Tag mal mit einem frühen Strand Jogging und prahlt mir danach den ganzen Tag die Ohren voll, was ER heute bereits alles geleistet hat...

Von hier aus zieht es uns für ein paar Tage noch auf die Insel Ilha Grande, bevor wir dann den Kontinent wechseln und innerhalb von 3 Tagen mal wieder unseren ökologischen Fussabdruck ziemlich schwarz aussehen lassen und mit vier Flügen nach Bangkok übersiedeln.

Ilha Grande ist ein kleines Paradies - hier könnt ich eine Weile hängen bleiben - das Meer ist wunderbar klar, es gibt über 80 verschiedene Strände, ein Vegie Restaurant, viele Touren zum selbst entdecken. Autos und Motorräder sind auf der Insel verboten, wie genial! Die Vergangenheit der Insel ist allerdings wenig romantisch - 1903 wurde es zum Brasilianischen Alcatraz, 1994 dann wieder abgerissen und danach für Touristen zugänglich gemacht. Generell haben wir uns in Brasilien überall sicher gefühlt, aber ständig von allen Seiten Horror-Stories von Überfällen gehört. Wir haben's jetzt auch nicht darauf ankommen lassen und immer schön brav alles im Hotel Safe verstaut (meistens).

Fazit: Brasilien war für uns neben Kolumbien das Land wo wir in Bezug auf Kriminalität am meisten Respekt hatten - aber nichts ist passiert. Im Gegenteil wir haben uns überall pudelwohl gefühlt und sind auf viele sympathische, ehrliche und lebensfrohe Brasilianer gestossen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Geisseler's (Mittwoch, 12 April 2017 22:11)

    �� super wie immer weiter so.

  • #2

    Urs (Dienstag, 16 Mai 2017 17:33)

    Schoener Beitrag.

    In Brasilien 2014 (an der Fussballweltmeisterschaft) hat es mich auch ein wenig gestoert, dass die Einheimischen jeden Tag - immer - mich vor der Kriminalitaet im eigenen Lande gewarnt hatten. Sie meinten es sicher "nur gut" - aber es hat einem fast ein wenig die Freude genommen, in der Altstadt auf auf Endeckungsreise zu gehen...

    Du hast nichts von den Schildkroeten geschrieben in Praia do Forte (Aufzucht-Station). Hast Du die kleinen, herzigen, suessen Schildkroetchen nicht gesehen? :-) Und keine Photos von Brasilia (Architektur)? Ok - Rio und Pelhourino geben auch bessere Photo-Sujets her.... :-) :-) Weiterhin viel Spass...

Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.