Der 17. Januar 2017 war unser einzig fix geplanter Tag vor unserer Abreise. Wir wussten dann wollen wir in der Dominikanischen Republik sein um unser Patenkind Gleide, den wir seit Geburt unterstützen, zu besuchen.
Uns war es wichtig, mit eigenen Augen zu sehen, wo unser jährlicher Beitrag hingeht, was damit gemacht wird und ob die Kinder und Eltern auch wirklich etwas davon haben.
Wir landeten in Puerto Plata und übernachteten 2 Tage im B&B "El Mirador". Ich erwähne den Namen, weil dieses B&B wirklich ein absolutes Schmuckstück unter den sonst etwas heruntergekommenen Hotels ist. Gut - wir waren auch nur in Sosùa – aber diesen Ort kann man sich wirklich sparen. Der Sex-Tourismus ist so offensichtlich und die ekligen bierbäuchigen Weissen hängen zu Hunderten am eigentlich schönen Strand herum und suchen sich dort eine Freundin auf Zeit.
El Mirador liegt fern ab davon, auf einem Hügel mit Blick aufs Meer. Die Gastgeber Luce und Massimo haben alles, vom Haus, Garten, Bett, bis zu den Serviettenhaltern auf den Tischen, selbst von Hand erbaut. Unglaublich – ich wünschte ich oder wenigstens ER hätten nur ein bisschen Talent davon geerbt.
Mit dem Bus fuhren wir weiter durchs Land bis nach Santo Domingo – die Hauptstadt und älteste von Europäern errichtete Stadt in der Neuen Welt. Es lohnt sich die Stadt für 2 Tage zu besichtigen und ein bisschen in der schönen Altstadt, welche sogar von der UNESCO als Weltkulturerbe ernannt wurde, rumzuschlendern.
Am letzten Tag wurden wir hier von World Vision Mitarbeitern abgeholt und nach Canaan gebracht. Das gleichnamige Entwicklungsprojekt wurde von World Vision im 2006 lanciert und hier ist Gleide und seine Familie Teil der Community und profitiert von der frühkindlichen Förderung und Kinderschutz.
Was für ein von Stolz und Lachen erfüllter Tag. Die Mitarbeiter haben uns alles ganz selbstbewusst gezeigt , die Schule, den Kindergarten die Räumlichkeiten für Weiterbildungskurse für Kosmetiker, Coiffeure, Schneider und „Informatiker“, die Wasser- Aufbereitungs-Anlage und sogar jeden einzelnen Bürotisch mit Begrüssung und Vorstellungsrunde. Nach dem Mittagessen sind wir mit Gleide und seiner Entourage von weiteren 6 Personen in den Zoo gefahren. Gleide hatte unglaublich viel Energie und ständig nur „boaaahhh“ und „woahhhhhh“ geschrien, sodass er uns alle infizierte und der Zoobesuch zu einem lustigen und unvergesslichen Erlebnis wurde.
Anschliessend fuhren wir zum nächsten Supermarkt und liessen seine Mutter Gwendy für einen vorher definierten Betrag einkaufen – ich kam mir ein bisschen blöd vor – Sie ist 22, hat bereits 2 Kinder und muss mit dem absoluten Minimum über die Runden kommen. Was kauft man da ein? Ich war sehr gespannt – Leider war neben Reissäcken und Milchpulver auch viel zu viel Ungesundes dabei und ich bin hinter ihr her gedümpelt und hab immer mal wieder „Vegetales“ dazwischen gerufen. Hat aber nichts geholfen – die Food Industrie hat bereits dafür gesorgt, dass die raffinierten Produkte günstiger als die frischen sind und was hab ich da für Argumente mit meinem spärlichen spanisch....
Der Tag ist verflogen, wir haben uns gegen Abend verabschiedet und viele wertvolle Eindrücke mitgenommen. Mit Freude unterstützen wir den Sonnenschein Gleide und seine Familie weiterhin.
Zu World Vision kann ich nur sagen, dass alles so war wie versprochen und wir weiterhin gerne einen kleinen Teil unseres Geldes in helfende Hände mit guten Absichten weitergeben. Und nein, ich wurde nicht von World Vision gesponsert um dies zu schreiben...ist alles freiwillig passiert.
Zum Abschluss unseres Inselbesuches ging`s eine Woche nach Punta Cana um sich mal wieder wie ein richtiger Pauschaltourist zu fühlen.
Dies hat uns dann beide daran erinnert, dass wir keine Pauschaltouristen sein möchten – nie mehr. Punta Cana – was soll ich sagen – zum Glück sind meine Eltern dazugekommen, wir hatten ein gute Zeit zusammen und die Tage sind verflogen. Also wirklich viel machen kann man dort nicht – es sei denn, man möchte sein Geld zu unglaublich hohen Preisen für Tagestouren ausgeben.
Das haben wir dann auch gemacht, irgendwas muss man ja machen.
Nirgendwo sonst auf unserer Reise konnten wir so tolle Strandbilder machen mit den fast schon kitschigen, türkisen Farben des Meeres und weissem Pudersand (Raffaello-Strand-Mässig). Trotzdem mangelt es hier an Vielem. Gute Restaurants, frische Früchte und was mir am meisten fehlte, war ein kleines nettes Dörfchen zum rumschlendern. Ja ist denn das so schwierig? Wo sind all die guten Stadtplaner oder Dorfplaner? Wieso ist es nicht möglich an einem Ort der jährlich hunderttausende Touristen empfängt, eine ordentliche Infrastruktur, von der alle profitieren - nicht nur die ausländischen Investoren - auf die Beine zu stellen?
Ironischerweise war das beste Restaurant ein Indisches. Gastfreundschaft und Qualität waren einfach unschlagbar, obwohl ich`s dann nach drei mal Reis mit Gemüse auch langsam gesehen hatte. Meine Eltern anscheinend aber noch nicht, denn sie blieben auch nach unserer Abreise weiterhin Stammgäste.
Noch kurz zur Meerwasserqualität: Die ist bei genauerem hinschauen bereits hinüber und die Fische schon lange vertrieben. Ja wir Touris machen die schönsten Orte der Welt kaputt und hinterlassen dann frustrierte Einwohner, die verzweifelt versuchen einem etwas anzudrehen.
Wenn Dominikanische Republik, dann nur ins Landesinnere zu den Familien wo „mi Casa e su Casa“ grossgeschrieben ist und die Lebensfreude erfrischend gut tut. Kann man das so sagen? – Naja, ihr wisst schon was ich meine.
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Urs (Dienstag, 16 Mai 2017 23:55)
Gut geschrieben. Wie immer.
:-) :-)