„Slow writing“ ist das neue Slow travel.... hab aber auch meine Gründe warum ich solange offline war, dazu später.
Den grossen Pot hat er leider nicht geholt in Vegas, deshalb folgen wir unserer Route so weiter wie geplant. Mein „Vegas“ heisst Sonoma und Napa Valley, zwei Täler nördlich von San Francisco mit nichts als Rebbergen, Weingütern und guten Restaurants. Die nächsten 9 Tage verbringen wir genau in der genannten Reihenfolge und starten den Tag mit einem Frühstück am Pool. Ich kann es gar nicht genug erwähnen – thanks to Air bnb entdecken wir die schönsten Plätze und kommen in Kontakt mit den Einheimischen. Diesmal sind wir an eine Strick -Künstlerin geraten, welche nebenbei 2 Zimmer vermietet. 3 Tage später sitz ich verbissen an meinem ersten Babyhut für mein Gottichind Luana. Ich hätte es cool gefunden, wenn ER die passenden Schuhe dazu gestrickt hätte. Naja Er hat immerhin dafür mal Yoga ausprobiert. Ein leichtes Gefühl von Stress kommt bei mir auf, weil Babyköpfe ja unglaublich schnell wachsen und die passenden Schuhe dazu unbedingt hermüssen, ich stricke schnell weiter und trinke dazu guten Rotwein aus dem Sonoma Tal.
Alle ca. 700 Weingüter schaffen wir nicht in diesen Tagen, wir verlassen die beiden Täler mit tollen Eindrücken, einer blauen Zunge und drei im Gepäck eingequetschten Weinflaschen.
San Francisco ist unser Next Stop und da wir die Stadt beide schon kennen, haben wir diesmal Zeit um die Touri Punkte zu skippen und ein bisschen local-life-feeling zu geniessen. Unser Air bnb liegt hierzu perfekt – ein typisches farbiges Haus, an einer steilen Strasse gelegen in den Bernal Heights von SF. Die Vermieter sind selten da und so fühlt es sich ein bisschen an, wie wenn uns das Haus alleine gehört – Sie arbeitet bei Uber und setzt gerade „Uber Eats“ in Europa auf. Ahhh wie aufregend! In der Schweiz gibt’s das sicher auch bald. Neben Air bnb ist Uber meine zweite absolute Lieblings Erfindung. Da können sich die Taxi Fahrer mal schön ein paar Scheiben Freundlichkeit, Service und Sauberkeit abschneiden. Er arbeitete bei Apple und macht jetzt gerade eine Pause, braut zuhause ein bisschen Bier und Apfelsaft. Wo wir da waren, hat er sich gerade für eine zweiwöchige Trekking Tour à la Cheryl Stray vorbereitet. Auch kein schlechtes Leben....
So, nun gilt`s ernst, wir verlassen unsere „Comfort Zone“ in den USA und fliegen rein ins Vergnügen – Salsa, Kaffee und Rum warten in Kolumbien auf uns! Wäre ja zu schön gewesen, wenn der Transfer ohne Zwischenfall geklappt hätte. Am Security Check in SF wurden wir durch zwei verschiedene Schleusen geschickt, wonach unser Laptop und iPad etwas in Vergessenheit geriet. Also ER sollte die beiden Devices eigentlich wieder in den Rucksack tun - dachte ich mir - er hat aber dasselbe von mir gedacht und so fanden wir uns dann Kopf schüttelnd in unseren Rucksack guckend wieder in Fort Lauderdale – 1 Stunde vor Abflug nach Cartagena in Kolumbien. Lost&Found hatte bereits Weekend und so mussten wir in Kolumbien erstmal zwei Tage auf eine Antwort warten. Gottseidank haben sie die guten Stücke „gefunden“ - war ja auch nicht schwer – den Transfer nach Medellin inkl. Verzollung kostete uns „nur“ 660$, ein paar Nerven und ca. 30 E-Mails mit dem Shipping Agent. Zwei Wochen später können wir die beiden Devices nach einer langen Suche des FedEx Offices im Industriegebiet von Medellin wieder in unsere Arme schliessen – nun versteht ihr sicher auch mein „Slow writing“.
Unser erster Eindruck von Kolumbien war „heiss, sehr heiss!“ 30 Grad mit 95% Luftfeuchtigkeit fühlt sich an wie 50 Grad – alles klebt in null komma nichts. Und weiter standen extrem viele bewaffnete Militärsoldaten rum. Die ganze Stadt war voll davon – alle mit Maschinengewehr bewaffnet. Wir haben dann mal unser Spanisch herausgegraben – also ER eher seins, weil bei mir ist davon nichts vergraben, ich muss zuerst mal die Basics lernen und beim Italienisch einfach ein „S“ ranhängen, funktioniert oft, aber nicht immer. So erfahren wir das Kolumbien gerade mitten in den Friedensverhandlungen zwischen den FARC-Rebellen und der Regierung ist und der über 250 Seiten lange Vertrag 100 Meter von unserem Hotel in 2 Tagen unterschrieben werden soll. Ein grosses Sicherheitsaufgebot ist daher ein „Must“ für all die Präsidenten und Politiker, welche dafür auch aus den angrenzenden Ländern anreisen. Wir doofen Touris wussten von nichts. Ein bisschen mehr Vorbereitung wäre sicherlich wünschenswert gewesen. Auf jeden Fall ist es sehr spannend darüber aus nächster Nähe zu erfahren. Am nächsten Morgen – nach einer Nacht mit warmer Luft, die uns ins Gesicht bliess – total verschwitzt. Ich hatte die Klimaanlage auf Fan anstatt Cool gestellt – sassen wir an einem grossen Tisch und frühstückten mit zwei Kolumbianern, die uns die nächsten zwei Tage begleiteten, neue Wörter lernten und uns einen Einblick in ihr politisches System gaben. Die beiden treffen wir in ein paar Tagen wieder in Bogota und freuen uns schon jetzt auf das Wiedersehen.
Wir beide lieben Cartagena, die Stadt hat unglaublich viel Charme und Leben – zumindest im historischen Teil – der Altstadt. Dort verbringen wir vier Tage und geniessen das gute Essen, die spontanen Musik Sessions auf den Strassen und interessante Einblicke durch Natalia und Sergio in Ihr Land, auf das sie sehr stolz sind.
Von Cartagena ziehen wir 4 Stunden mit dem Bus weiter nach Santa Marta – die kleine geschäftige Stadt dient als Ausgangspunkt für Ausflüge in den Tayrona Park. Ich geniesse frische Smoothies, Yoga Stunden auf der Dachterasse unter Sternenhimmel und er tut sich den Trip in sengender Hitze an. Es hat ihm aber gefallen und ich kann mich ja dann später immer noch „rein-photoshoppen“ in seine Bilder. Ich hab echt Angst vor den Moskitos und die Viecher sind hier überall und warten nur darauf mein Blut abzuzapfen – mit der Zeit hat man`s aber ganz gut im Griff – zuerst Sonnencreme, 15 Minuten warten und dann den Moskito Spray und zwar den ganz starken, mit viel Deet verteilen!
Ein ganz lustiges Pärchen aus Deutschland treffen wir hier und verbringen zwei Abende mit ihnen – die beiden werden 1 Woche später auf Aruba heiraten und haben uns gefragt, ob wir ihre Trauzeugen sein möchten. Irgendwie klappte es jedoch mit den Flügen und dem was wir dazwischen noch gebucht haben, nicht ganz und mussten dann doch leider passen. Den Floh mit Aruba kriegen wir jetzt aber nicht mehr aus dem Kopf und unsere Route nimmt bereits einen anderen Weg als geplant. Aruba und Curacao – wir kommen! Thanks to Rita und Thorsten!
An unsere letzten Abend in Santa Marta murmelt die Yoga Lehrerin auf Spanisch irgendwas von Hurrikane und am nächsten morgen weiss ich dann auch, was sie damit gemeint hatte. Wir stecken nämlich am Flughafen unter einem Blechdach mit ca. 500 anderen gestrandeten Locals und Travelern fest. Zuerst wir der Flug mal verschoben und 8 Stunden später dann der ganze Flughafen geschlossen. Wir sehen ein paar umgeknickte Bäume und viele, überflutete Strassen. „Matthew“ der Hurrikane war gütig mit der Küste Kolumbiens und zieht weiter Richtung Jamaika und Haiti wo er - wie wir später lesen - grosse Verwüstung und Leid angerichtet hat.
Im Gewusel der vielen Gestrandeten versucht sich nun jeder seine Route neu zu organisieren und wir tun uns mit zwei Travellern zusammen, die ebenfalls wie wir nach Medellin wollen. Die beiden gehen mir schon ziemlich bald auf den Kecks. Denn wir checken schnell, dass die sich nur an uns gehangen haben um die Kosten zu teilen. Daran wäre ja eigentlich nichts auszusetzen, aber als es dann darum geht eine Unterkunft für eine Nacht zu finden, bevor wir dann am nächsten Tag ein gemeinsames Taxi nehmen um zum 2 Stunden weiter entfernten grossen Flughafen in Baranquilla zu gelangen, wird’s kompliziert. Die wollen so günstig wie möglich - 6 CHF Pro Kopf für eine Nacht übernachten! Also da sind doch Bettflöhe vorprogrammiert. Nö da mach ich nicht mit und schlage eins für CHF 90.- die Nacht vor. Nach langem hin und her einigen wir uns dann auf ein Hotel in der Mitte des Preis ranges für 50 CHF. Ich werde die beiden einfach nicht los. Das Taxi ist eben zu teuer, als das es sich für sie lohnen würde eines alleine zu nehmen. Ah und dazu kommt noch, dass die kein Wort Spanisch sprechen und wir für sie willkommene Dolmetscher und Verhandler sind.
Ich muss an dieser Stelle mal festhalten dass wir ein Jahr Ferien machen und keine Traveller sind. Wir reisen ein Jahr um die Welt und suchen uns überall ein schönes Plätzchen zum Geniessen.
Nach 40 Stunden hin und her und einer schlaflosen Nacht in diesem lauten und etwas schmuddeligen Hotel, kommen wir dann endlich in Medellin an. Gleich am Flughafen wollen die zwei schon wieder mit uns ein Taxi teilen – „ja genau, damit ich dann wieder schön verquetscht in der Mitte hocken kann“. ER findet nur „Also ich halte mich da raus – ist deine Entscheidung“.
Spätestens jetzt bin ich nicht mehr nett und werde die beiden ein für allemal los... hehe!
Ah Medellin ist wunderbar und die Begrüssung im Air bnb durch Yelitza könnte herzlicher nicht sein. Unser Zimmer kostet hier übrigens auch nur CHF 21.- - nicht dass ihr denkt wir sind komplett abgehoben – man muss halt nur gut recherchieren, alle Bewertungen lesen und dann findet man auch gute Plätze für wenig „Batzeli“. Die Mischung machts!
Die Bilder von Kolumbien folgen dann im nächsten Blog. Tschüssiiii
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aicha (Montag, 10 Oktober 2016 10:24)
hey ehr liebe❤️so schon vo euch z läse! super gschrebe.. ha grad bilder vo euch zwoine und es riese schmunzle im gsecht!! dänk a euch und falls internet weddr vorhande, denn unbedingt facetime
Daniela (Montag, 10 Oktober 2016 17:33)
Urs (Dienstag, 11 Oktober 2016 17:23)
Du wirst doch nicht etwa.....?
Dich rein-photoshoppen...?? ;-) :-) Eieiei...
Wieder sehr schoen geschrieben. Danke.
Urs (Dienstag, 11 Oktober 2016 17:39)
Ach ja - und noch was... :-) :-) Ich will jetzt aber nicht superklug klingen... :-)
Natuerlich kann man Ferien machen und sagen "ich will jetzt erst mal nichts von TV-Sendungen, Nachrichten, SMS usw. hoeren - ich will erst mal erholsame Ferien machen... " :-)
Das ist sehr verstaendlich :-)
Aber - manchmal lohnt es sich schon zum Beispiel Wettervorhersagen und Nachrichten - z.B. ueber Staatsstreiche - zu hoeren... :-) Wenn man z.B. noch nicht gebucht hat und spontan nach Kuba moechte - die Nachrichten (auch die normalen) aber voll von Warnungen ueber einen gewaltigen Hurricane sind (man sieht dann als Laie selber, wie sich ein riesiger Wirbelsturm der kubanischen Kueste naehert) - ja dann ueberlegt man es sich evtl noch einmal, spontan nach Kuba fliegen zu wollen. Ist nur so ein kleines Beispiel :-)
Die Einheimischen ohne Geld koennen nicht weg - wir aber koennen Schwierigkeiten (Umstuerze, Unwetter etc.) mit etwas Planung aus dem Weg gehen...
Weiterhin viel Freude und tolle Eindruecke beim reisen um die Welt... :-)
Geisseler's (Dienstag, 11 Oktober 2016 20:53)
Hallo super gschribe und super Fotos