What the heck....!

Oh Mann ich sags euch, also so eine Camper-Tour ist nix für uns - wir sind fix und foxi.

Der Reihe nach...ab Whitehorse fuhren wir raus aus dem Yukon hinein ins British Columbia Gebiet, vorbei an netten Dörfchen wie Old Hazeltown oder Ksan. Irgendwo muss ich was aufgelesen haben, auf jedenfall hatte ich 2 Tage später Fieber und einen Husten, der immer lauter wurde. Hab alles versucht und mir den Magen mit all den Dafalgan und Tylenol Tabletten verdorben - das Fieber ging dann jeweils zurück, aber kam ein paar Stunden später wieder - mein höchster Stand lag bei 39.4 Grad. So habe ich mich dann durch weitere 5 Nächte geseucht mit dem Gedanken, dass es wohl eine Grippe sein muss.

Unser Ziel war jetzt nur noch so schnell wie möglich in die Wärme zu fahren, denn die Nächte waren auch hier immer noch sehr kalt und nicht gerade förderlich für meine Genesung. In so einem Camper ist es übrigens auch ziemlich unangenehm, wenn man Fieber hat und schwitzt. Die Dämpfe vom gekochten Essen und der Staub vom Fahren hängen förmlich in der Luft, kleben an der Bettdecke und die Dusche und das Klo mit all dem Zeug drin - ich nenn jetzt keine Details - schleppt man ja ständig mit sich rum. Denn "Dumpen" kann man nur, wenn der Tank min. 2/3 voll ist - ansonsten fliesst das Zeug nicht richtig ab. Sorry - ich hoffe ihr seid nicht gerade beim Frühstück.

Zusätzlich kann man sich hier auch wunderbar gegenseitig anstecken - er hat bereits angefangen zu Husten. 

 

In Kamloops angekommen und am 6.ten Tag meiner "Grippe" hab ich dann meine Versicherung für einen Arzttermin angerufen. Swisscom hat mir für dieses Telefonat CHF 22.50 verrechnet - danke! Mein Fieber stieg sicher gleich um 0.2 Grad an als das SMS mit dieser Info kam. Die Versicherung setzte alle Hebel in Bewegung und besorgte mir einen Arzttermin für den nächsten Morgen um 8 Uhr in Kamloops. Und mit den weiteren 3 Telefonaten, die es dazu benötigte waren meine CHF 100.- Prepaid Guthaben auf CHF 5 geschrumpft - nochmals danke Swisscom!

Inzwischen brennte alles in mir und ich fühlte mich, als ob ich von innen aufgefressen werde - um Mitternacht hielt ich es nicht mehr aus und ich sagte "Schatz, bring mich in den Notfall". Er tat mir inzwischen auch richtig leid, da ich seit Tagen zu nichts zu gebrauchen war und mich wie eine halbtote Fliege von A nach B bewegte. Fritz benötigt im Übrigen viel Aufmerksamkeit und er säuft. Er säuft so viel, dass wir jeden dritten Tag für umgerechnet CHF 150.- tanken müssen. Zusammen mit der Miete, kostet uns Fritz täglich CHF 300.-. Genau! Dafür könnte ich jede Nacht in einem Luxushotel in frischen Seidenbettlaken aufwachen und mir einen SQ5 mieten. :-)

 

Nachdem er Strom und Wasser abgehängt hatte und wir uns während der Nachtruhe mit Fritz aus dem Campingplatz schlichen und ins nächst beste Krankenhaus fuhren - war ich unterdessen sicher, dass ich keine normale Grippe hatte. Die ganzen Homeless People gehen anscheinend auch dorthin, wenn es ihnen nicht gut geht - auf jeden Fall schleichen da einige komische Gestalten rum. Als ich nach kurzer Wartezeit um ca. 1 Uhr ins Aufnahmebüro kam, ging`s dann sehr professionell weiter. Zuerst aber wollten sie noch 995 CAN$ (ca. 750CHF) kassieren - das ist der Preis den alle Ausländer in Kanada für jede Konsultation hinblättern müssen, egal ob Notfall oder Arztbesuch. Als Kanadier kostet der Notfall 335 CAN$. Mir egal in dem Moment, Hauptsache die machen mich wieder gesund. Mit einem weissen Band um die Hand sollte ich dann der gelben Linie bis zum "Streaming" folgen. Mir ist nicht klar was Streaming bedeutet, bis mir ein Junkie entgegenkam und sagte "Ah, you`re  feeling like streaming today, haha". Ich muss ausgesehen haben als wäre ich eine von ihnen - er hat`s auf jeden Fall nett gemeint. Ab da wusste ich, was jetzt kommt - die Blutabnahme. Endlich, nach einer weiteren quälenden Stunde kam eine Krankenschwester raus und setzte mich neben einem weiteren Junkie für die Blutabnahme auf einen Stuhl. Ich vergewisserte mich noch, dass die Spritze auch neu ist und hielt meinen Arm hin. Next Stop - Röntgenbilder und um ca. 2:30 Uhr sah ich dann meine Erlösung - der Arzt sagte mir, ich habe eine fortgeschrittene Lungenentzündung, die auf den Röntgenbildern deutlich zu erkennen ist. Das bedeutet - Bettruhe und 9 Tage Antibiotika! Inzwischen hasste ich Fritz und wir waren uns einig, dass ein Auskurieren da drin unmöglich ist.

Wir fuhren nach Vancouver um möglichst nah bei Seattle zu sein, wo wir Fritz am 1. September abgeben müssen. Gerne hätten wir ihn bereits am 24. August am Tag meiner Diagnose abgegeben - aber das Reisebüro so wie auch die Camper Vermietung winkten ab. Nun haben wir also den Fritz seit dem 24. August Downtown Vancouver geparkt, bezahlen täglich 24 CAN$ und müssen jeden morgen um 6 Uhr den Wecker stellen um nachzulösen. Eine Busse haben wir ebenfalls bereits kassiert, weil wir falsch geparkt hatten.

Ich konnte inzwischen kaum mehr laufen - meine Lunge produzierte zu wenig Sauerstoff. So gingen wir ins erstbeste 5 Stern Hotel - und buchten eine Junior Suite mit 2 Zimmern (Four Seasons). Die nächsten 3 Tage lag ich dann dort und bewegte mich nur für's Housekeeping hinaus zum Hotelpool. 

Sein Husten machte uns inzwischen auch etwas Sorgen und so buchte uns die Versicherung einen Arzt, der überraschenderweise am nächsten morgen an unserer Zimmertür klingelte.

Er hat sich eine Bronchitis eingefangen, die er nun ebenfalls auskurieren muss. Der Arzt - wir sind uns nicht sicher, ob er wirklich ein Arzt war - denn er hat ausgesehen wie frisch von einem Mafia Film-Set und hatte auch per Zufall noch einen 112 Euro teuren Asthma Inhalator dabei. Aber der hilft - und seine Bronchitis ist schon fast weg.

 

Inzwischen sind wir in einem Airbnb gelandet, 500 Meter von unserem Fritz entfernt und mir geht es schon viiiiiel besser. Noch 2 Tage Antibiotika und dann sollten alle fiesen Bakterien tot sein. Fritz tut mir ein bisschen leid und wir gehen jeden Tag nach ihm schauen - vorgestern laufen wir wieder hin und ich denke mir - "komisch dieser Rollladen war doch ganz oben". War ja klar, wir sind Downtown Vancouver und links um die Ecke hat`s eine grössere Homeless People Community. Alle unsere Sachen sind durchwühlt worden und mitgenommen haben sie unsere tollen Lowa Wanderschuhe und einen Rucksack. Die restlichen Kleider waren ihnen wohl nicht gut genug.

Alle Wertgegenstände hatten wir bereits bei der Ankunft ins Hotel gebracht. Und als ob das noch nicht genug wäre, geht dann auch noch der Propangasalarm ab und ein schriller Ton quälte unsere Ohren. Im Handbuch steht, wir sollen das Fahrzeug sofort verlassen, alle Fenster und Türen öffnen, den Gastank abstellen und die Camper Vermietung anrufen. Bei uns bricht kurzzeitig ein bisschen Panik aus, da wir keine Lust haben inmitten auf dem Parkplatz mit unserem Fritz in die Luft zu gehen oder wegen einer Kohlenmonoxid Vergiftung wieder ins Spital zu müssen.

Wir stehen nun draussen auf dem Parkplatz, mein Handy hat inzwischen kein Geld mehr drauf und seines - danke Sunrise - kann einfach nicht raus telefonieren. Ich fasse kurz zusammen: Es wurde eingebrochen, der Propangas Alarm heult und wir haben kein Telefon - aja und ich sollte dringendste meine Antibiotika nehmen.

 

Wir suchen beide nach Handy Spender und werden nach ein paar Versuchen fündig - ich nenne sie unseren "Angel of the Parking Lot". "Wenn du das liest Irene, dann möchte ich dich gleich nochmals umarmen und danke sagen". Eine holländische Tänzerin, die uns geduldig alle Anrufe machen lies und uns mit Stift und Papier zur Seite stand. 

Nach dem Telefonat mit der Vermietung konnten wir den Alarm wieder zurücksetzten und gingen davon aus, dass es an der Batterie gelegen haben muss. Die Polizei von Vancouver eröffnete eine File Nummer für die Versicherung und nach ca. 2 Stunden war auch dieses Problem gelöst. 

 

Morgen fahren wir nach Seattle und geben den verfluchten Fritz ab und ab dann kann`s ja nur besser werden :-). Ein paar tolle Bilder haben wir natürlich trotzdem auf Lager. 

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Kommentare: 7
  • #1

    Geisselers (Donnerstag, 01 September 2016 05:44)

    Super Fotos

  • #2

    Theresa (Donnerstag, 01 September 2016 07:17)

    Wow, da habt ihr ja quasi schon eine Reihe worst cases durch-/überlebt! Zum Glück seids zum Notfall gefahren! Weiter gute Besserung und viele tolle Erlebnisse (mega gut geschrieben, ich les fleissig mit!)!

  • #3

    Christine (Donnerstag, 01 September 2016 07:29)

    Oh no, gute Besserung!!! Die Fotos sehen toll aus! ;)

  • #4

    Miri (Donnerstag, 01 September 2016 16:02)

    Herrlich gschriebe!! :D Defür werdet ihr in Kolumbie kei Problem meh ha - s Schlimmste hender hinter eu :P

  • #5

    Urs (Donnerstag, 01 September 2016 19:46)

    Die Lungenentzuendung war sicher gar nicht lustig - aber Du hast alle Erlebnisse wieder lustig aufgeschrieben.... Danke :-)

  • #6

    Irene (Freitag, 02 September 2016 10:05)

    What a beautiful blog! I am so happy I could help

  • #7

    Stef (Donnerstag, 15 September 2016 19:46)

    Ma noooo, che sfiga!! Spero che stiate meglio entrambi. Conny, nix mit campe, du ghörsch eifach imene Luxushotel! :-)

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